Die Sammlung Hinder/Reimers des Landes Rheinland-Pfalz

Mit der Sammlung des „Museums für moderne Keramik“, Deidesheim übernahm das Ministerium für Bildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz 1993 eine Sammlung, die auf einzigartige Weise die Entwicklung der Keramik in der Bundesrepublik Deutschland von 1950 bis 1990 dokumentiert.
Die von Jakob Wilhelm Hinder begründete und nach seinem Tod 1976 von seiner Mitarbeiterin seit 1951, der Keramikerin Lotte Reimers, kontinuierlich ausgebaute Sammlung umfasst 1.587 Objekte von deutschen und internationalen Keramikern.

Die Idee einer Sammlung moderner Keramik stammt aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. 1925 gelang es dem jungen Kaufmann Jakob Wilhelm Hinder mit einer beispiellosen Aktion ausgehend von seinem Heimatort Weidenhausen in Hessen das Marburger Töpferhandwerk vor dem Niedergang zu bewahren. Er reiste durch Deutschland – anfangs mit dem Ochsenkarren, später mit dem gemieteten Lastkraftwagen – und machte ihre Waren bekannt. Bald erweitert er sein Angebot um blaugraue Westerwälder Steinzeugwaren aus den Werkstätten Balzar-Kopp und Mühlendyck aus Höhr-Grenzhausen und um Arbeiten der Keramiker, die Neues wagten.

Hinders Ausstellungstournee wurde durch den 2. Weltkrieg unterbrochen. Während seiner Reisetätigkeit hatte er bereits Keramiken für sich erworben, die er unverkäuflich hielt. Vielleicht entstand damals schon die Idee, beste Arbeiten für die Allgemeinheit zu bewahren. Ab 1949/50 nahm er seine Vortrags- und Ausstellungstätigkeit wieder auf.
Nach einer zehnjährigen Ausstellungstournee durch Nord- und Westdeutschland wurden Hinder und Reimers 1961 in Deidesheim sesshaft und bauten dort neben ihrer Galerietätigkeit das eigene Museum auf. 1971 wurde das „Museum für moderne Keramik Deidesheim“ eröffnet.

Jakob Wilhelm Hinder hatte bis zu seinem Tod 1976 die Verhandlungen mit dem Land Rheinland-Pfalz über die Zukunft der Sammlung nicht mehr zum Abschluss bringen können. Das Museum wurde geschlossen. Keramiker, Sammler und die Fachwelt bangten um seinen Erhalt.

Lotte Reimers gelingt es mit Unterstützung durch die Stadt Deidesheim, Keramiker und Freunde der Keramik, die sich im „Verein Museum für moderne Keramik Deidesheim“ zusammenschlossen, am 23. Oktober 1977 das Museum für moderne Keramik in der Deidesheimer Stadtmauergasse wieder zu eröffnen. Hinders Lebenswerk wird von ihr souverän und tatkräftig fortgeführt. Durch eine Vielzahl von Ausstellungen und Vorträge informierte sie über aktuelle Trends und Richtungen in der zeitgenössischen Keramik.

Nach der Übernahme der Sammlung durch das Land 1993 eröffnete die Ministerin für Bildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, Dr. Rose Götte, am 16. März 1994 im Rheinischen Landesmuseum in Trier die Sonderausstellung „Keramik des 20. Jahrhunderts“, die anschließend dort eingelagert wurde. In den folgenden Jahren wurde der Bestand komplett inventarisiert und teilweise publiziert.

Um die Sammlung weiterhin sichtbar zu machen, wurden im April 1997 fünfundfünfzig ausgesuchte Arbeiten aus der Sammlung als Dauerpräsentation in die Abteilung „Kunst des 20. Jahrhunderts“ des Landesmuseums Mainz integriert. Außerdem wurde die Themen-Ausstellung „Aspekte der Moderne - zeitgenössische Keramik aus der Sammlung Hinder/Reimers“ nach der Auftaktausstellung 1997 auf dem Hambacher Schloß auf Tour durch deutsche Museen geschickt: 1998 im Theodor-Zink-Museum in Kaiserslautern, 1999 im Internationalen Keramik-Museum Weiden, Zweigmuseum der Neuen Sammlung München, im Jahr 2000 im Schlossmuseum Schloss Friedenstein in Gotha und 2002 in der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle/Saale, dem Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalt.
Parallel dazu liefen die Bemühungen des Landes, der Landeseinrichtung Burgen, Schlösser, Altertümer und des Museums-Vereins um einen festen Standort für diese international bedeutende Sammlung.

Im Juli 2005 war es dann soweit: die Museums-Sammlung konnte ihr neues Domizil beziehen. Im Gewölbekeller von Schloss Villa Ludwigshöhe in Edenkoben wurde ein Depot für die 1.587 Keramiken umfassende Sammlung eingerichtet, das durch schmale Fensterbänder einen Blick auf die vorhandenen Schätze gewährt. Im Raum davor bieten sieben Vitrinen die Möglichkeit, kleinere Wechselausstellungen zu zeigen.
Am 11. Januar 2007 wurde die Sammlung im neuen Schaudepot durch den Kulturstaatssekretär Professor Dr. Joachim Hofmann-Göttig der Öffentlichkeit vorgestellt.